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Wann gelingt ein Quereinstieg? 5 Thesen

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wirtschaftsjournalistscanJe länger Sie in ein und demselben Branchensegment arbeiten, desto schwieriger kommen Sie wieder raus. Man steckt fast fest, wie in einem Sumpf.

Besonders bemerkbar macht sich dieser Effekt bei sehr spezifischen, wissensintensiven Tätigkeiten – etwa bei Journalisten. Wo in der freien Wirtschaft kann ein Fernsehjournalist seine Erfahrungen eins zu eins anwenden? Wo ein Adelshausexperte? Oder jemand, der sich vor allem mit Lifestyle beschäftigt hat? Die Sache ist knifflig.

Vor mir liegt die Zeitschrift „Wirtschaftsjournalist“, der die Wege von 185 ehemaligen FTD-Journalisten nachgezeichnet hat. Das Ganze schön gegliedert nach Ressorts. Rund 15% haben bisher angestellt die Fronten gewechselt, sind also Journalismus-Aussteiger. 25 Prozent sind (fraglos überwiegend nicht ganz freiwillig) selbstständig, teils auch branchenfremd. Eine verkauft Torten übers Internet.

Die Karrieren der Quereinsteiger lesen sich beeindruckend. Einer landete bei der EZB, ein anderer bei der Deutschen Bank, noch einer wurde Director bei Hering Schuppener, auch kein kleiner Name. Anhand dieser und anderer Geschichten wage ich fünf Hypothesen für einen gelungenen Quereinstieg, von dem auch alle lernen können, die ähnlich spezialisiert sind, nicht nur Journalisten:

  1. Die Spezialisierung erleichtert den Seiten- und Quereinstiegs-Erfolg auf höherem Niveau. Am einfachsten schienen es die Redakteure aus dem Bereich Finanzen und Geld  gehabt zu haben, es folgt Unternehmen. Schwerer hat scheinbar, wer mit Politik-, Nachrichten- oder Agendaressort oder gar mit Beilagen eher allgemeiner unterwegs war. Bei einem High-End-Wechsel – in ein mutmaßlich auch weit besseres Gehaltsniveau –  ist so gut wie immer ein Ortswechsel inkludiert, d.h. diese Art von Karriere-Weiterflug fordert regionale Flexibilität.
  2. Je besser die Kontakte außerhalb der Branche, desto leichter geht´s woanders hin. Ich weiß nicht, wie der Ex-Redakteur zur EZB oder Deutschen Bank gekommen ist, aber vermutlich eher nicht über ein Stelleninserat Ganz sicher kauften die neuen Arbeitgeber auch Medien- und Politik-Kontakte mit ein.
  3. Die Vision treibt den Geschäftserfolg. Vergleiche ich die, die nur irgendwie „frei“ arbeiten mit denen, die eine Vision vom Web 3.0 oder des digitalen Journalismus verfolgen (oder das so beschreiben), so vermute ich, dass die mit der Vision in drei Jahren ökonomisch besser da stehen, da sie sich breiter und unabhängiger von den klassischen Medien aufstellen.
  4. Selbstbewusstsein und Erfolg hängen unmittelbar zusammen. Wer bewirbt sich direkt auf eine Leitungsstelle anderswo? Wer nicht? Ich denke und sehe in der Praxis: die Unterschiede liegen oft weniger im Fachlichen, sondern vielmehr im Ego. Schon die kurzen Selbstbeschreibungen sprechen Bände davon, wie sich die Personen selbst sehen… Je „größer“ das Ego, sofern es auf etwas fußt (und davon kann man bei allen FTDlern ausgehen), desto besser.
  5. Wer sein Jobleben frühzeitig selbst in die Hand nimmt, stellt bessere Weichen. Einige Redakteure hatten offensichtlich schon nach neuen Jobs gesucht, als die Gerüchte sich verdichteten. Sie warteten nicht bis Ultimo. Andere sind immer noch in der Transfergesellschaft. Mir fällt hier das mit den Ratten und dem sinkenden Schiff ein, aber das Bild ist mir viel zu negativ. Ich sehe überall, dass diejenigen besser gestellt sind, die abspringen, bevor der Tanker sinkt. Und dass diejenigen es schwerer haben, die festhalten.

Mit meinen Kunden erarbeite ich gern so genannte Brücken, die einen von A nach B oder von A nach C über den Umweg B führen.

Solche Brücken sind individuell in jedem Lebenslauf andere. Es können sein:

  • Kontakte
  • Erfolgreiche Projekte, auch ein Blog, selbst wenn der 0 Euro bringt
  • Wissen, autodidaktisch und erlernt, am besten beides
  • Erfahrungen, auch die müssen nicht bezahlt worden sein
  • Fähigkeiten: „Der kann Leute motivieren“ (die vermutete Kompetenz bei einem ehemaligen Handballtrainer).

Merke: Selten laufen Quereinstiege über die Personalabteilung. Die Personalabteilung hat ein Hauptinteresse: keine Fehler machen! Sie meidet von daher Risikoreiche Einstellungen; wird also einen Quereinsteiger eher nicht auswählen. Sie ignoriert dabei, dass diese Einstellungen oft auch die chancenreichsten sind. Ein Beispiel dafür ist die Karriere das Marriott-CEOs Arne Sorensen, eines ehemaligen Wirtschaftsjuristen. Er wurde von Bill Marriot noch als Anwalt entdeckt und für den Job in einem gänzlich anderen Umfeld engagiert. Hätte sich Sorensen normal beworben, die Absage wäre ihm sicher gewesen.


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